Zu Besuch bei Instagrammern

Auf Englisch würde man sie vermutlich als Influencer bezeichnen, dabei sind Jean-Pierre, Christoph und Karo vor allem eins: ein unkonventionelles und humorvolles Dreier-Team, das nicht nur Spaß am Metallbau hat, sondern ebenso begeistert in sozialen Netzwerken darüber postet. Mit ihren Fotos und Videos geben sie dem Metallbau ein modernes Gesicht. Zu Besuch beim Nachwuchs im Bergischen Land.

Kennengelernt haben sie sich, man ahnt es schon, über Social Media. Jean-Pierre Samuelwitz und Christoph Schroer waren gemeinsam in der Facebook-Gruppe „Werkzeug Mania“ unterwegs und planten ein erstes, gemeinsames Projekt. Währenddessen stolperte Jean-Pierre auf Instagram über Metallbauerin Karolin Röhring und dachte sich: Warum nicht einmal einen Podcast zum Thema „Frauen im Metallbau“ machen? Die Krux der gesamten Geschichte: Karo arbeitete, wie sich dann schnell herausstellt als Metallbauerin in einem Betrieb für Industriellen Schallschutz direkt gegenüber von Christophs Firma. So entstand die Idee, als Dreier-Team Videos und Social Media-Projekte zu machen, quasi spontan und fast aus lauter Zufällen.

Egal ob Schweißen, Schneiden oder Polieren – das Dreierteam ist immer voll bei der Sache.

Metall im Blut

Metall haben die drei im Blut, sozusagen mit der Muttermilch oder dem ersten Bier aufgesogen. Christoph gründete nach seiner Ausbildung zum Industriemechaniker, Fachrichtung Maschinen- und Anlagenbau, und knapp 10 Berufsjahren bei seinem Lehrbetrieb seine eigene Firma CS Edelstahl Design. Dort hat er sich auf die Herstellung von allen möglichen Sonderanfertigungen wie Drehteilen, Blechkonstruktionen oder ganze Schweißbaugruppen aus Edelstahl spezialisert. Sein Motto ist: geht nicht – gibt’s nicht und wenn ich es nicht selber kann, kenne ich jemanden der es kann. Seit zweieinhalb Jahren ist er auf Instagram unter @csedelstahldesign unterwegs und zeigt regelmäßig Eindrücke aus seinem Werkstattalltag.

Zu den ganz alten Hasen im Social Media-Marketing gehört Jean-Pierre, ausgebildeter Metallbauer, der sich 2008 mit seinem Betrieb JPS-Metalldesign selbstständig gemacht hat. Der 3-Mann-Betrieb aus Remscheid im Bergischen Land fertigt hauptsächlich Edelstahlgeländer, Handläufe und Einbruchschutz-Gitter. Schon seit 2012 ist Jean-Pierre mit seinem youtube-Kanal „JPS Metalldesign“ online und begeistert mit Videos zum Metallbau und Tipps für die Praxis. Etwa einmal monatlich liefert er Nachschub und seine besten Videos haben mittlerweile 20.000 Klicks.

Dritte im Bunde ist Metallbauerin Karolin. Als Frau im Metallbau ist sie nahezu unschlagbar in Sachen Instagram-Reichweite – das mussten Jean-Pierre und Christoph bereits am eigenen Leibe erfahren. In wenigen Monaten hat sie über 1500 Follower generiert, die der gelernten Metallbauerin und Studentin zur Wirtschaftsingenieurin täglich folgen. So kommt es, dass sie bei den Instagram-Posts auf @metallbauerin_karo meist die Nase vorne hat.

Hier geht’s zum Video der Drei, unser Top-Spot im Januar.

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Kreis der Influencer

Social Media kann schnell zum echten Suchtfaktor werden und doch wird nicht jeder Infizierte automatisch zum Influencer. Ein Grund mehr, die drei eimal zu fragen, was ihre Erfolgsstrategien für Instagram sind. Erstaunlich schnell sind sie sich einig: am Wichtigsten sei es, Gesicht zu zeigen, erklärt Karo. Posts haben dann die größte Reichweite, wenn die Fotos oder Videos das eigene Gesicht, Kollegen bei der Arbeit oder ein lustiges Zusammenkommen im Freundeskreis zeigen. Je mehr Emotionen dabei rüberkommen – und diese müssen nicht immer positiv sein –, umso mehr Interkationen lassen sich erzielen.

„Ich bekomme mehr als doppelt soviele Likes und auch die Reichweite meiner Posts verdoppelt sich, wenn man mich auf den Bildern sieht“, erklärt Christoph. Karo kann lachend bestätigen, dass man als junge Frau im Metallbau dabei schon einen gewissen Bonus bei den Followern hat. Innerhalb weniger Wochen ist ihr Instagram-Account um hunderte Follower angewachsen, womit wir beim zweiten Punkt wären: regelmäßige Postings und ein langer Atem.

„Es hat schon etwa zwei Jahre gedauert, bis mein Instagram-Account richtig ins Laufen gekommen ist“, erzählt Christoph. Mittlerweile postet er alle paar Tage aus seinem betrieblichem Alltag und auch das regelmäßige Suchen nach Gleichgesinnten steht für die Instagramer auf dem Zettel. Sich gegenseitig zu pushen und dadurch die Reichweite zu erhöhen, ist ganz wichtig. „Das kann dir passieren, dass ein Kollege einen Beitrag von dir teilt und plötzlich geht der durch die Decke und du bekommst dutzende Profilaufrufe“, stimmt Jean-Pierre zu. Ein Netzwerk an Infizierten zu bilden, ist deshalb der dritte Tipp für die Instagram-Karriere. Denn die aktiven Social Media-Metallbauer kennen sich sowieso fast alle untereinander und dann bedarf es nicht mehr viel, um gemeinsame Projekte zu starten.

Resteverwertung Raketenofen

Was Flexibilität in der Praxis für die Drei bedeutet, wurde im Sommer letzten Jahres bei ihrem ersten gemeinsamen Youtube-Video deutlich. Schnell war klar, dass irgendein spannendes Projekt als Aufhänger dienen sollte. Nachdem jeder einmal in den Restbeständen seines Lagers gewühlt hatte, stellte sich schließlich ein zwei Meter langer Abschnitt eines 80er -Vierkantrohrs als Ideengeber heraus. Christoph konstruierte einen Raketenofen, dessen zentrales Feuerungsrohr die exakten Maße des Reststücks ausnutzte. Dank der talentierten Hände entstand unter Zuhilfenahme des ein oder anderen Kaltgetränk und dem kräftigen Humor der Drei ein gänzlich unvergleichlicher Raketenofen. Er sieht nicht nur so gut aus, dass sich bereits erste Interessenten für eine Serienfertigung gemeldet haben, sondern bestand auch den Metallbauer-Härtetest. Eine Dose Fleischbällchen wurde geschmackvoll und schonend zubereitet. Obwohl sich Jean-Pierre und Karo immer noch uneins darüber sind, ob sie nun 99 oder 59 Cent gekostet hat, wäre die Dose fast zur Mahlzeit des Jahres aufgestiegen – hätten die drei nicht danach noch den verdienten Weg zur Pizzeria eingeschlagen. Bei aller Freude an Social Media ist nämlich eines ganz klar: Instagram ist durchaus zeitaufwendig und fordert eine Menge Einsatz.

Qualitäts-Posting

Ein guter Post ist gute handwerkliche Arbeit. Das bedeutet, er braucht eine zündende Idee, eine gute Vorbereitung und eine akribische Umsetzung. „Nicht jeder kann ein Selfie an der Kantbank machen und bekommt dafür zweihundert Likes“ stichtelt Christoph in Richtung Karo. Was er dabei meint: Ein gutes Foto entsteht eher selten als Schnappschuss, sondern braucht meist eine gute Vorbereitung. Ob Licht, Fotofilter oder gestellter Content – wer sich eine eigene Bildsprache und spannende Inhalte überlegt, kann bei den Followern oft am meisten punkten. Dazu gehört es dann auch, fleißig auf die Kommentare oder Verlinkungen zu antworten. Und falls ein nervender Kommentar von Kollegen oder eine unseriöse Anfrage eintrudelt, sollte man einfach humorvoll mit seinem Netzwerk darüber lachen. Und daran mangelt es Karo, Jean-Pierre und Christoph wahrlich überhaupt nicht.