Eine Frage des Bauchgefühls

Rund 45 Mitarbeiter zählt Hutterer in Wasserburg am Inn – angeführt von Karin und Tobias Hutterer (vordere Reihe Mitte)

In dritter Generation führt Tobias Hutterer mit seiner Frau Katrin das Unternehmen in Wasserburg am Inn. Neben Erfahrung, Können und Service zeichnet sich der Betrieb besonders durch seine Vielseitigkeit aus.

Steckbrief

  • Tobias Hutterer, Stahlbau-Ingenieur
  • Katrin Hutterer, Betriebswirtin des Handwerks
  • Hutterer Stahlbau und Metallbau GmbH, 83512 Wasserburg
  • info@hutterer.ws

„Für Metallbauer herrschen ganz spezielle Bedingungen im Mikrokosmos Wasserburg“, erklärt Tobias Hutterer. In der Region gibt es große Betriebe aus der Pharma- und Kunststoffindustrie oder auch aus der Milchwirtschaft. „Aus diesem Grund übernehmen wir überwiegend regionale Aufträge. Unsere Kunden sind es gewohnt, alles aus einer Hand zu bekommen. Daher umfasst unser Angebot eine große Bandbreite. Man könnte sagen, Hutterer macht alles – vom Schloss bis zur Stadthalle“. Das breite Spektrum an Kompetenzbereichen reicht vom Stahl- und Metallbau über Leichtmetallbau bis zur Spenglerei, Sicherheitstechnik, Wartung und Reparaturservices. Diese Leistungspalette ermöglicht eine umfassende Projektbetreuung über verschiedene Gewerke aus einer Hand. So ist das Unternehmen im Laufe der Zeit auf rund 45 Mitarbeiter gewachsen – zehn davon sind Auszubildende.

„Die kontinuierliche Ausbildung garantiert am Ende eine konstante Mannschaftsstärke“, sagt Tobias Hutterer. Zwar bleibt nur einer von zehn Lehrlingen länger als drei bis vier Jahre im Betrieb – was erstmal nicht so toll klingt. Aber dafür gibt es mehrere Gründe: In der Region bilden in diesem Jahr circa 50 Betriebe insgesamt nur 18 Lehrlinge aus. Da ist die Verlockung nach der Lehre groß, auch mal etwas anderes auszuprobieren. Es gibt im Wasserburger Raum halt genug Stellenangebote. Andererseits ist auch die Rückkehrerquote bei Hutterer hoch – gut die Hälfte seiner neueren Mitarbeiter hat der Unternehmer vor einigen Jahren selbst ausgebildet.

In jeder Abteilung kümmert sich ein Ausbilder um die Lehrlinge

„Bei uns bist Du keine Nummer“

Pro Lehrjahr nimmt Hutterer drei Auszubildende auf. In der 90-jährigen Firmengeschichte kommt das Unternehmen so auf rund 200 Lehrlinge. Die Angebote richten sich ausdrücklich an Mädchen – auch in diesem Jahr lernt eine junge Frau im Unternehmen. Dass die Qualität der Ausbildung stimmt, kann Tobias Hutterer belegen: „Mehrere unserer Lehrlinge gehörten bei der Gesellenprüfung zu den „Besten ihres Jahrgangs – in den vergangenen vier Jahren war jedes Jahr ein Hutterer-Azubi unter den besten drei des Landkreises Rosenheim! Auch diverse Staatspreisträger und einen Kammersieger hat unser Betrieb bereits hervorgebracht.

Der Chef selbst ist nach und nach in seinen Beruf reingewachsen. Nach der Realschule und der Lehre hat er sein Abitur nachgemacht und ein Studium als Stahlbauingenieur drangehängt. „Anschließend war ich fünf Jahre auf der „Walz“, das heißt, ich habe in verschiedenen Betrieben gearbeitet und unterschiedlichste Erfahrungen gesammelt“. Seine Frau Karin ist Betriebswirtin des Handwerks und mit diesen Voraussetzungen haben beide entschieden, das Unternehmen als Familienbetrieb zu führen.

Vor der Ausbildung kommt das Praktikum

Um eine Ausbildung bei Hutterer zu beginnen, genügt erstmal die abgeschlossene Mittelschule. Und wie findet der Unternehmer seinen Nachwuchs? Der Bewerbungsprozess beginnt beispielsweise bei einem Berufsinfotag oder einer – in Corona-Zeiten – Online-Berufsmesse. Der Unternehmer arbeitet dabei mit einer Eventagentur zusammen. Auch auf der Firmen-Website gibt es ausführliche Informationen.

Am Anfang steht für Interessenten dann ein Praktikum – und davor eine ausführliche Bewerbung und ein ausführliches Vorstellungsgespräch. „Dafür nehme ich mir dann schon eineinhalb Stunden Zeit“, sagt Tobias Hutterer und fügt hinzu: „Da muss dann auch ein Elternteil dabei sein, denn ich halte es nicht für gut, wenn beispielsweise ein 15-Jähriger in einem solchen Gespräch allein da steht.“ In diesem Gespräch erklärt Tobias Hutterer den Beruf und zeigt dem Praktikanten die Werkstatt.

„Bei uns werden alle ernst genommen – auch Praktikanten. Das heißt aber auch, dass der Praktikant gleich mitarbeiten muss – mit dem Risiko, mal einen schlechten Tag zu erwischen. Aber am wichtigsten ist, ein realistisches Bild der Arbeit zu vermitteln. Denn wenn die Arbeit im Metallbau nicht die richtige ist, dann kommt das sowieso bald auf.

Das Praktikum wird am Ende bewertet und es gibt ein Zeugnis und natürlich ein „Gift-Bag“.

Der nächste Schritt wäre ein Gespräch für eine Ausbildungsstelle – da ist der Bewerbungskram dann schon zum großen Teil erledigt und es muss nicht mehr viel besprochen werden. „Auf diesem Weg funktioniert bei uns die Akquise“, sagt Tobias Hutterer und hat ganz offensichtlich Erfolg damit: „Wir haben zurzeit die beste Bewerberquote seit 20 Jahren.“ Für viele Lehrlinge ist die Berufsschule ein negativer Aspekt der Ausbildung. Aber auch hier gibt’s ein Highlight: die Berufsschule Bad Aibling – eine der modernsten in Deutschland mit einer fantastischen Ausstattung. Ergebnis: die Noten der Schüler sind im Schnitt um eine Stufe besser als früher.

Die aktuellen Auszubildenden bei Hutterer

Der Bauch muss entscheiden

Als entscheidendes Plus für Auszubildende in seinem Betrieb sieht Tobias Hutterer, dass ein Lehrling während der Ausbildung überall reinschnuppern und dann die Entscheidung treffen kann, welcher Bereich ihm am besten liegt. So ist es für alle möglich, sich nach persönlichen Neigungen zu entwickeln und zu arbeiten. Und was ist, wenn jemand Probleme bei der Entscheidung hat? „Der Bauch muss entscheiden! Da, wo man morgens am leichtesten aufsteht, da geht man hin, sagt der Unternehmer. Wichtig ist dem „Stadtschlosser“ auch, dass schon die Ausbildung alle weiteren Karrieremöglichkeiten für Metallbauer abbildet – und die sind breitgefächert: angefangen bei Zusatzqualifikationen wie der Schweißer-Prüfung über die Weiterbildungen zum Meister oder Techniker bis hin zu einem Studium.Und auf gute Mitarbeiter legt Tobias Hutterer Wert und betont: „Ich bin nichts ohne die Ausbilder, Techniker und Meister.“

Nachwuchs finden Karin (r.) und Tobias Hutterer (l.) auch auf Berufsmessen
Einsätze in den unterschiedlichen Ab-teilungen erleichtern die Spezialisie-rung für einen Fachbereich
Bewerbungen von Mädchen sind ausdrück-lich erwünscht
Während der Ausbildung gibt es einen Mix aus der Arbeit in der Werkshalle…
…und der Montage beim Kunden